Für mehr Wertschätzung: Ihre tägliche Stärken-Routine

Eine wichtige Aufgabe von Führungskräften ist es, auf die Stärken Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu schauen und sie auch zu nutzen. Das ist im Grunde fast eine Binsenweisheit. Dennoch: Die Realität sieht oft anders aus.

Immer noch gibt es viele Führungskräfte, die sich allein auf die "Schwächen" konzentrieren. Das geschieht durchaus in guter Absicht. Es gilt ja, Fehler zu erkennen und zu reduzieren, um so für Weiterentwicklung zu sorgen. Da schaut man eben auf das, was fehlt.

Das ist ja im Kern auch nicht verkehrt. Beschränkt man sich jedoch auf diese einseitige Betrachtung, hat das seinen Preis. Auf solchem Boden können weder Offenheit noch Vertrauen wachsen. Im Extremfall wird ein Klima erzeugt, das Anpasserei, Mitläufer- und Duckmäusertum begünstigt. Das Verhalten von Vorgesetzten veranlasst zur Nachahmung und das betrifft besonders Verhalten, das weniger wünschenswert ist.

Eigentlich wünscht man sich doch ein Team, das engagiert ist, das gerne zur Arbeit kommt, Eigeninitiative zeigt, kreativ die Ziele vorantreibt und konstruktiv Feedback gibt - und genau das wollen Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch!

Deshalb gilt es, auf die Stärken und Potentiale zu schauen!

Ich lege Ihnen dafür eine kurze, tägliche Routine ans Herz, mit der Sie diese neue Haltung kultivieren, die starken Seiten „Ihrer Leute“ wahrzunehmen:

Gleich morgens, nachdem Sie in Ihr Büro gekommen sind, gönnen Sie sich ein paar Minuten und stellen sich in Gedanken einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin vor. Dabei reflektieren die folgenden Fragen:

  • Was schätze ich an Herrn X oder Frau Y besonders?
  • Worin besteht sein/ihr besonderer Beitrag im Hinblick auf die Erreichung unserer Ziele?
  • Was trägt er oder sie positiv bei im Team?

Machen Sie keine Doktorarbeit draus, aber werden Sie richtig konkret. Es ist auch wichtig, wahrzunehmen, wenn Ihnen sehr schnell viel einfällt und sie bei einem anderen Team-Mitglied erst mal intensiver nachdenken müssen.

Ihre kurze Stärken-Analyse konnte so aussehen:

Manfred Maier

  • Ich schätze an ihm sein freundliches und ausgeglichenes Wesen, das er auch in unruhigen Zeiten beibehält.
  • Er steht zu seinem Wort und hält ein, was er zusagt. Ich kann mich voll auf ihn verlassen. Das gilt auch für unsere Kunden.
  • Im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Gelassenheit ist er für das gesamte Team ein Vorbild. Hinzu kommt, dass er auch in hektischen Zeiten in der Lage ist, das Klima im Team so zu beeinflussen, dass der Spaß bei der Arbeit nicht verloren geht.

Nehmen Sie bei dieser Übung nur die Stärken und Potentiale des Mitarbeiters wahr. Lassen Sie es nicht zu, dass die Schwächen in Ihr Blickfeld kommen. Wechseln Sie täglich das Team-Mitglied, dem Sie so 2-3 Minuten widmen.

Es ist menschlich, wenn eine Routine im Alltag wieder in Vergessenheit gerät. Das können Sie verhindern, indem Sie an Ihrem Arbeitsplatz einen Erinnerungsanker etablieren, etwa in Form eines Post-it. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich mit einem bunten Klebepunkt an meinem Telefon zu erinnern.

Probieren Sie es aus und lassen Sie sich überraschen, welche Wirkung diese kleine Routine im Umgang mit Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hat.

Wohl gemerkt: Es geht nicht darum, durch die rosarote Brille zu schauen, sondern die positive Sicht zu stärken.