So schonen Sie in schwierigen Gesprächen die Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner
Trennen von Sache und Person
Ein Grundprinzip professioneller Gesprächsführung in schwierigen Situationen ist das Trennen von Sache und Person. Die Beziehung zum Gesprächspartner soll geschont und gepflegt werden, auch wenn in der Sache hart gerungen wird. Um starre Positionen zu lockern, sollen die Beteiligten die eigenen Interessen und die des anderen in den Blick nehmen, also erkunden, um was es einem selbst und dem Gesprächspartner eigentlich geht.
Die richtigen Worte allein reichen oft nicht
Für schwierige Gespräche, wie z.B. Forderungen stellen, Kritik üben, etwas beanstanden oder andere heikle Themen ansprechen, gibt es eine Reihe hilfreicher Empfehlungen. Dazu gehört neben einer guten Vorbereitung, geduldiges und interessiertes Zuhören, das Verstandene mit den eigenen Worten zusammenfassen, Ich- statt Du- Botschaften verwenden, gemeinsam nach Lösungen suchen u.a.m.
Egal, ob Sie eine Forderung stellen, jemandes Verhalten kritisieren oder eine andere unerfreuliche Mitteilung überbringen, schnell werden Sie mit einer schlechten Nachricht identifiziert. Der Empfänger Ihrer Botschaft fühlt sich in seiner Person angegriffen und reagiert entsprechend. Bekanntlich ging es in früheren Zeiten es den Boten schlechter Nachrichten an den Kragen, obwohl sie nicht deren Urheber waren.
Neu ist es nicht: Gespräche werden nicht nur mit Worten geführt. Stimme, Mimik, Gestik, Atmung und das Raumverhalten spielen eine ebenso bedeutende Rolle. Daher zwei einfache Strategien, die Ihnen helfen, Spannungen in der Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner zu reduzieren und Sach-und Beziehungsebene deutlich erkennbar zu trennen:
Nehmen Sie eine seitliche Position zum Gesprächspartner ein
Nehmen Sie nicht genau gegenüber Ihrem Gesprächspartner Platz (konfrontative Position), sondern wählen Sie eine seitliche Sitz -oder Stehposition (kooperative Position). Sie können so flexibel Blickkontakt aufnehmen und unterbrechen. Körperlich können Sie den Unterschied deutlich merken.
Prof. Armin Poggendorf sagt, dass es für Gesprächspartner bei einem frontalen Gegenüber schwieriger ist, dem Blick des anderen auszuweichen und beide leichter in Konkurrenz geraten. Von dieser Konstellation rät er ab, wenn persönliche Dinge zu klären sind.
Stehen oder sitzen die Gesprächspartner im (annähernd) rechten Winkel zueinander, sei das für ein Gespräch eine sehr günstige Konstellation (vgl. Armin Poggendorf, Angewandte Teamdynamik, Berlin 2012, Seite 132 und 133).
Visualisieren Sie, verlagern Sie das Problem auf die Seite
Wenn Sie sich seitlich zum Gesprächspartner positioniert haben, ist Platz vorhanden, die Aufmerksamkeit auf etwas Drittes zu lenken.
Notieren Sie sich deshalb die wichtigsten Punkte gut leserlich auf ein Blatt Papier. Halten Sie es so vor sich, dass auch Ihr Gesprächspartner darauf schauen kann. Wenn Sie an einen Tisch sitzen, können Sie es vor sich hinlegen. Zeigen und schauen Sie auf den Themenpunkt, über den Sie gerade sprechen. Der Vorteil: Ihr Gesprächspartner schaut auf das Blatt und nicht auf Sie, wenn Sie eine kritische Botschaft mitteilen. Sie bringen das Problem sozusagen auf die Seite, trennen optisch erkennbar Sach-und Beziehungsebene und kommen als Überbringer der Botschaft aus der Schusslinie.
Nehmen Sie zwischendurch immer wieder Blickkontakt zu Ihrem Gesprächspartner auf, damit auch die Beziehung nicht zu kurz kommt.
Mediatoren nutzen zur Visualisierung der Konfliktthemen das Flipchart. Es dient nicht nur dem besseren Verstehen, sondern ist ein gemeinsamer Fokus für die Konfliktparteien, auf den sie Ihre Aufmerksamkeit richten können. Das gemeinsame Problem liegt im wahrsten Sinne des Wortes vor ihnen.
Natürlich ist eine konfrontative Position zum Gesprächspartner nicht per se zu vermeiden, gerade wenn Harmonie und Einvernehmen herrscht. Sind strittige Fragen zu klären, sollten Sie eine Position, wie oben beschrieben, bevorzugen.
Der US-Amerikaner Michael Grinder hat sich über viele Jahre hin mit nichtverbaler Kommunikation befasst und Gesprächsstrategien wie diese beschrieben. Mehr darüber können Sie in seinem Buch "Pentimento. Grundsteine der Nonverbalen Kommunikation", Köln 2007 erfahren.
In der beigefügten pdf-Datei sind die hier beschriebenen Positionen noch einmal grafisch dargestellt.
Mehr Infos:pdf-Gesprächspositionen